Heute hab ich schon wieder etwas Neues zum Thema „Bewerbungsodyssee“ zu berichten.
Vor einigen Tagen habe ich mich auf einen Job beworben, der eigentlich für Studenten ausgeschrieben war. Es handelte sich um einen Texter-Job im Homeoffice.
Auf meine Bewerbung erhielt ich recht schnell eine Antwort. Der Mann, dem das Business gehörte, war eigentlich ganz freundlich. Anders als viele andere Firmen bestand er nicht darauf ein Vorstellungsgespräch oder ein Telefon-Interview zu führen. Er schien sich mit meinen Arbeitszeugnissen, meinem Lebenslauf und meinem Anschreiben zu begnügen. Zur Einarbeitung schickte er mir eine Datei mit allgemeinen Arbeitsanweisungen. Laut den Anweisungen des Chefs sollte ich mich anhand dieser Unterlagen, welche ich als PDF erhielt, „selbständig einarbeiten“. Während ich diese Anweisungen durchlas, kam mir das absolute Grauen: Sie war gespickt mit Rechtschreibfehlern und Tippfehlern. Ich hatte noch nie zuvor eine so schlechte und lieblos erstellte Anleitung gesehen und empfand es als Frechheit eine solche Datei als Arbeitsanweisung vorgelegt zu bekommen. Da dachte ich mir: „So einen kannst du nicht als Chef akzeptieren.“
Einen Tag später rief er mich an, um nachzufragen, ob ich gut zurechtkäme. Wir unterhielten uns kurz, und mir fielen immer mehr negative Dinge an dem Mann auf. Beispielsweise wusste er nicht einmal, was redigieren* ist. Das ganze Gespräch über grübelte ich nach einer Ausrede, um mich geschickt aus der Affäre zu ziehen. Für einen Rückzieher bot das Gespräch jedoch keine Gelegenheit. Der Mann redete wie ein Wasserfall. Wir verabschiedeten uns freundlich, doch ich spürte, dass ich unter keinen Umständen für diesen Betrieb arbeiten wollte.
Da ich bei der Sache ein außerordentlich schlechtes Bauchgefühl hatte, fühlte ich mich einen Tag nach dem Telefonat dazu gezwungen dem Mann per E-Mail abzusagen. Den wahren Grund jedoch erzählte ich ihm nicht, da er mich sonst bestimmt für arrogant gehalten hätte.
Auf meine Absage reagierte er relativ professionell, akzeptierte meine Entscheidung und stellte mir keine weiteren Fragen.
Ich bin froh, dass ich mich aus der Sache herauswinden konnte. Angesichts der doch recht anständigen Stellenanzeige hätte man nicht erwartet, dass sich ein Depp dahinter verbergen würde, der etwas so Wichtiges wie eine grundlegende Arbeitsanweisung, die als Basisinformation für einen neuen Mitarbeiter dienen soll, nicht ordentlich überprüft bzw. eine dermaßen schlampige Anleitung überhaupt erstellt.
* Ich persönlich finde, dass Chefs die Definition dieses Wortes kennen sollten – wenigstens die Chefs von Textern (eine ausführlichere Definition für alle, die die Bedeutung des Wortes ebenfalls nicht kennen:
www.redigieren.org)